08.01.2024

Alleskönner mit Spezialwissen

Luis Carlos Da Silva Goncalves arbeitet seit bald zwei Jahren für die Bereuter Bau AG. Als rechte Hand von Polier Bogdan Caprea übernimmt er Verantwortung. Gleichzeitig sollen der Spass und die Freizeit nicht zu kurz kommen.

Portrait Luis


Kurz nach neun Uhr auf dem Bauplatz an der Mühlestrasse in Maur. Die Znünipause ist vorbei, die Arbeiten gehen weiter. In einer schmalen Lücke erstellt die Bereuter Bau AG zwei Einfamilienhäuser. Polier Bogdan «Bogi» Caprea steht vor seinem Container und blickt mit zusammengekniffenen Augen einem Schalungselement nach, das am Kranhaken durch die Luft schwebt. Unten ist es Luis, der das Element in Empfang nimmt, es mit einem Kollegen präzise ausrichtet und schliesslich verriegelt. Über Luis sagt der Polier: «Ein guter Mann! Er ist für jede Arbeit gut einsetzbar. Und sogar beim Fussballspielen über den Mittag ist er stark».

Luis Carlos Da Silva Goncalves ist Bogis rechte Hand auf der Baustelle. Der 37-Jährige packt bei allen anfallenden Arbeiten an, übernimmt aber zusätzlich Vorarbeiteraufgaben und vertritt den Polier, wenn er abwesend ist. «Wir haben eine ähnliche Arbeitsauffassung und setzen alles daran, dass die Arbeit schnell und gut vorwärts geht», sagt Luis. Seit 20 Jahren ist er auf dem Bau tätig. 15 Jahre davon in der Schweiz.


Cousin kochte ihn weich

Geboren und aufgewachsen ist Luis in Portugal. Handwerklich war er ein Frühstarter, schon während der Schulzeit half er in der Zimmerei mit, die seine Mutter mit ihrem Partner betrieb. «Ich arbeitete an den Wochenenden und in den Ferien mit, lernte viel über die Holzverarbeitung und verdiente mir etwas Taschengeld», erzählt Luis. Die Arbeit mit den Händen gefiel ihm. Die Arbeit drinnen in der Werkstatt eher weniger. Er wollte raus an die frische Luft.

Nach Abschluss der Volksschulzeit heuerte er deshalb nicht im heimischen Betrieb an, sondern bei einer lokalen Bauunternehmung. Dort lernte Luis das Bauhandwerk «on the job» - und zwar in voller Breite: Die Firma, bei der Luis fünf Jahre lang arbeitete, deckte praktisch das ganze Bauspektrum ab: Von Beton- und Mauerwerksarbeiten über den Dachstock bis zum Abrieb und den Isolationsarbeiten. Und da war noch lange nicht Schluss. «Ich lernte sogar, wie man Böden verlegt», sagt Luis. Die Vielseitigkeit, die ihn heute auszeichnet, hat viel mit seinen frühen Arbeitserfahrungen zu tun.In die Schweiz lockte ihn ein Cousin, mit dem Luis wie mit einem Bruder aufgewachsen war.

Der Cousin war in die Schweiz ausgewandert und arbeitete bei einer Winterthurer Bauunternehmung. Wieder und wieder habe er gefragt, ob er auch zu ihm in die Schweiz kommen wolle. Luis jedoch war zufrieden mit seinem Leben in Portugal. Es dauerte fast ein Jahr, bis ihn der Cousin weichgekocht hatte. «Irgendwann dachte ich mir: Ok, ich probiere es aus. Wenn es mir nicht gefällt, kann ich jederzeit wieder zurück», erinnert sich Luis. Mit 22 Jahren zog er in die Schweiz.Beruflich lief der Wechsel für Luis optimal. Die Winterthurer Bauunternehmung stellte ihn umgehend an. An der Seite seines Cousins, mit dem er in den ersten Jahren die Wohnung teilte, fand er im Betrieb schnell Anschluss. Dennoch sei die Anfangszeit in der Schweiz nicht einfach gewesen, betont Luis. «Ich konnte kein Deutsch, verstand beim Einkaufen sowie bei allen anderen Freizeitaktivitäten kein Wort und hatte ausser meinem Cousin und ein paar Arbeitskollegen kein persönliches Umfeld», sagt er. Dennoch: Luis blieb.

In den folgenden Jahren baute er seine Bau-Erfahrungen weiter aus. Er besuchte Maurer-Kurse, die ihn in eine höhere Lohnklasse hoben. Und obwohl er ein Allrounder blieb, erarbeitete er sich im Praxiseinsatz nach und nach Spezialistenwissen: im Bereich von Sichtbeton beispielsweise. «Ich mag Arbeiten, die hohe Anforderungen stellen und bei denen es auf Millimeter ebenso ankommtwie auf die gute Optik», sagt Luis. Vom Ausmass über das Schalen bis zum Taloschieren verlangen Sichtbetonflächen genau danach.


Transfer nach Volketswil


In Winterthur lernte Luis Leute kennen, die ihn beruflich heute noch begleiten. Micha Lattmann beispielsweise, der jetzt bei der Bereuter Bau AG als Bauführer tätig ist. Bei der Winterthurer Bauunternehmung war er Luis’ Polier. Auch seinen heutigen Polier – Bogi – lernte Luis schon bei seinem früheren Arbeitgeber kennen. Bogi war damals noch Maurer-Lehrling. Anfang 2022 wechselte Luis nach Volketswil. Er fühlt sich wohl bei der Bereuter Bau AG und in seiner Bau-Gruppe. Die Zusammenarbeit und der Zusammenhalt seien gut und der Spass komme auch nicht zu kurz.

Der Fussball ist eine Leidenschaft, welche die Gruppe verbindet. «Wenn genügend Platz vorhanden ist, spielen wir nach dem Mittagessen gerne mit dem Ball», sagt Luis. Er selbst spielte in Portugal und in der Schweiz in Fussballclubs, bis sein rechter Fuss nicht mehr wollte. Seither kickt er nur noch zum Plausch – und verfolgt den Sport im Fernsehen. Sein Lieblingsclub: Benfica Lissabon. In der Freizeit steht für Luis die Familie im Vordergrund. Mit seiner Frau und den Kindern (Diego 7, Ariane 3) macht er gerne Ausflüge, zu Fuss oder mit den Velos. Im Sommer geht die Familie gerne mit dem Schlauchboot aufs Wasser. Luis gibt gerne Gas im Job. Gleichzeitig schätzt er es, dass er sich in der Freizeit nicht stets den Kopf darüber zerbrechen muss, wie man dieses oder jenes Problem lösen könnte.